Überraschungseinladung von Phil: Heute Abend genossen wir eine hervorragende Mahlzeit in der Brasserie Schiller unweit vom Opernhaus Zürich entfernt.
In herrlichen Braun- und Goldtönen dekoriert und sehr stylisch, war es fast schon ein wenig zu nobel für eine Brasserie, für mein Bild einer Brasserie jedenfalls. Das hier angeblich früher die Druckerei der NZZ war spürt man überhaupt nicht, aber offensichtlich wollte mit dem Namen noch dem literarischen Erbe des Gebäudes gedacht werden. Nachdem wir das Menu studiert hatten (und traurig festgestellt hatten, das Hummer nur als Vorspeise existierte), begaben wir uns voll und ganz in das kulinarische Erlebnis: Phil und ich pflegen eine Regel welche besagt, das wir alles, was uns nicht schmeckt (aber allgemein unter Gourmets als “tasty” empfunden wird) alle paar Jahre wieder probieren. Auf dem Menu speziell erwähnt waren Austern, weshalb wir uns für diese als Vorvorspeise entschieden. Und wenn schon, dann aber richtig: Kelly Austern (8 CHF pro Stück) wurden uns schön auf Eis serviert, separat eine leichte Vinaigrette, einen Zitronenschnitz, und ein Stück Birnenbrot. Ich muss zugeben: Das Birnenbrot schmeckte mir am besten. Austern für mich ist immer noch gleichgesetzt (mehr oder weniger) mit einem Schluck Salzwasser plus ein Stück Gummi. Fürchterlicher Nachgeschmack; mein Gaumen ist eben noch nicht so weit. Jedenfalls machten wir gleich weiter: zur Vorspeise Tourbillon de Chèvre au lavande et chili für mich (so eine Art Brickteigtäschchen gefüllt mit einem fantastischen Chèvre, leichte Note an Lavendel und Chili >> fantastisch), Ragout de Homard für Phil (endlich etwas Hummer, wenn auch in Form einer Vorspeise, sehr lecker). Als Hauptgang wählte ich ein Filet de Loup de Mer aux Jambon San Daniele (sehr gut, obschon der Jambon nicht allzusehr zur Geltung kam), und Filet de Boeuf aux Herbes mit gebratener Entenleber für Phil (sehr gut). Comme dessert wählten wir eine Tarte Tatin, welche serviert wurde mit feiner Doppelrahmglacé (sehr kleine Portion für 12 CHF). Dazu tranken wir eine Flasche “Fabelhaft”, Jahrgang 2007. Ein portugiesischer Wein, den Phil entdeckt hat und der ein fantastisches Preis-Leistungsverhältnis hat (unserer Meinung nach). Nicht allzu schwer, schöne Farbe, angenehmer Abgang, und die beste Etikette überhaupt. Ein absolut empfehlenswerter Ort (preislich: unter 150 CHF für zwei Personen, inkl Wein, Dessert und scheusslich teuren Austern). Wenn wir etwas bemängeln müssten, dann wäre es das sie uns an einen der schlechteren Tische setzten und das der Service etwas träge war (Wasser / Wein wurde etwas zu selten aufgefüllt). Zudem wurden unsere Hauptgänge zu früh abgerufen; als wir knapp mit der Vorspeise fertig waren (Teller waren noch nicht abgeräumt), erschienen schon die Hauptgänge. Der Kellner rief dann kurzerhand den Hilfskellner rüber (der aus Sri Lanka oder Bangladesh stammte) und schnauzte ihn vor uns an. Zu früh abrufen kann passieren, aber den Mitarbeiter anschreien vor dem Gast geht einfach gar nicht.