Our Burmese Days (Part 2)

Our Burmese Days (Part 2)

Hier also noch der zweite Teil unseres Berichts…

Am Tag unserer Abreise aus Mandalay (Fotos hier) ist mein Fieber bereits wieder weg. Phil gibt als Abschluss seiner Zeit im Kloster dem 15-köpfigen “IT-Team” einen Netzwerk-Kurs. Ich gehe in dieser Zeit mit Swe Zin (einer anderen Lehrerin) auf dem grossen Markt einkaufen (vor allem burmesische Pop-Musik, aber auch einen traditionellen Wickelrock suche ich mir aus) und im Anschluss ihre Schwester besuchen, welche in einem der ärmeren Stadtteile wohnt. Swe Zins Eltern (Reisbauern) sind am Vorabend angereist aus einem Dorf im Norden, welches in einem für Touristen unzugänglichen Landesteil liegt. Enorm neugierig streifen mir beide mit der Hand über die Haut und erklären ihrer Tochter, dass sie jetzt im Dorf etwas zu erzählen haben 🙂

Ein feines Mittagessen (mit Händen gegessen, wie üblich) und dann geht es wieder weiter. Im Anschluss statten wir Swe Zins Mönch einen Besuch ab. Bei Ankunft macht er gerade ein Mittagsschlöfchen, steht aber gleich auf und offeriert mir als erstes etwas zu trinken… ich kriege einen Energy-drink (!). Im Anschluss gibt es eine kleine Führung des Klosters: vor allem die Bibliothek mit den Pali-Schriften finde ich faszinierend. Wir erhalten noch eine Segnung mit auf den Weg und gehen dann weiter.

Tags darauf besteigen wir um 5 Uhr morgens ein Schiff und geniessen eine aufregende 12-stündige Bootsfahrt den Fluss runter. Die vielen Einheimischen, welche zusammengekauert auf dem Boot sitzen (sie frieren zu dieser Jahreszeit, für sie ist es gerade Winter) erfreuen sich an Philippe: ganze Konversationen mit Händen und Füssen werden geführt. Bei jedem Halt steigen etliche Verkäuferinnen ein, beladen mit Snacks, welche zum Verkauf angeboten werden. Wir geniessen eine mitgebrachte Papaya, auf dem Boot gekaufte Bananen, und ein paar Tassen mit Wasser aufbereiteten Nescafe (“3 in 1”), den wir hier lieben gelernt haben (aufgrund des Mangels an echtem Kaffee). Abends erreichen wir Bagan, die historische Königsstadt der vielen Pagoden. Fotos hier.

Tags darauf erkunden wirzusammen mit Jörg aus Berlin die Stadt mit Pferdekutsche und Fahrer. Den ganzen Tag lang besuchen wir eine Pagode nach der anderen, besteigen eine nach der anderen (und geniessen fantastische Aussichten), fühlen uns in manchen wie Indiana Jones. Oft werden wir von zuständigem Personal mit einer Taschenlampe durch Gänge geführt. Momentan hat der Tourismus aufgrund politischer Unruhen und Naturkatastrophen einen Tiefpunkt erreicht und die Leute scheinen auch wirklich darunter zu leiden. Eine Verkäuferin ist von Phils schwarzem T-shirt (in der Schweiz gekauft für 20 CHF) dermassen begeistert, dass sie ihm eines ihrer schwarzen Leinenhemden im Tausch anbietet… der Tauschhandel wird vollbracht.

Nach einem Tag Pagodieren gönnen wir uns einen faulen Tag in Bagan: Mails abrufen (uns informieren bezüglich Bangkoks Flughafenproblemen und Indiens Terroranschlägen), bei einem feinen Inder essen und viel lesen. Ich habe unterdessen Orwells “Burmese Days” gelesen, was spannend war. Hier in Bagan auf dem Markt haben wir “Tamarind-Flakes”entdeckt: kleine Bonbons aus Tamarinde, eine süsse Delikatesse.

Am nächsten Morgen stehen wir wieder früh um 3 Uhr auf und besteigen den Bus nach Kalaw. Wir erleben die holprigste,  und kälteste Busfahrt seit Beginn unserer Reise. Aus unerklärlichen Gruenden lässt der Fahrer die Bustüre die ganze Fahrt über offen. Noch in der Dunkelheit wird ein paar Mal angehalten, mehrmals können wir uns verköstigen mit frittierten Teigrollen und Nudeln. Nach Ankunft am Nachmittag gehen wir auf dem lokalen Markt einkaufen und “kochen” unsere eigenen Salate, den lokalen Kohlsalat mit Chilis sowie einen Avocadosalat. Ich habe mir einen kleinen Sack gerösteter Erdnüsse gekauft und esse so viele, bis mir davon schlecht wird.

Von Kalaw aus brechen wir zu Fuss auf zum Inle Lake (Fotos hier). Mit dabei ist “Jimmy”, unser persönlicher Guide, hinzu kommt ein Koch der uns in den darauffolgenden Tagen jeweils abends bekocht (und morgens jeweils schon früh losläuft damit er vor uns am Mittagsplatz ist und kochen kann). Jimmy und der Koch kosten uns 10 Dollar am Tag (all inclusive) und das Essen ist absolut fantastisch.

Die Landschaft ist ähnlich wie damals in Hsipaw in den Shanhügeln. Viele Teefelder, wunderschöne Grüntoene. Insgesamt wandern wir etwa 20 km, mehr ein Spaziergang als ein Trek. In den jeweiligen Dörfern die wir besuchen begrüssen uns immer eine Horde Kinder, denen wir Bonbons verteilen (was rückblickend eine absolute Dummheit war, da Zähneputzen eher unüblich ist). “They don’t have TVs” sagt Jimmy mit einem Blick auf die vielen Kinder (und meint dass die fehlenden Fernseher der Grund für die Kinderschar ist). Wir sehen viele “Topa-dee”-Bäume (Avocado). In den verschiedenen Dörfern werden wir mehrmals zum Tee eingeladen, Jimmy erzählt uns die Entstehungsgeschichten der jeweiligen Stämmen. Meist hat es irgendwie mit dem Mond zu tun. Vielerorts sehen wir traditionelle Trachten.

Die erste Nacht übernachten wir bei einer Familie in einem simplen Holzhaus auf Stelzen, in dem die Wände mit alten Zeitungen tapeziert sind. Unter uns hausen die Wasserbüffel. Unser Koch kocht uns ein unvergessliches Abendessen: Bei Kerzenlicht essen wir Curries, Suppen, Reisgerichte… alles fantastische Kreationen. Immer und immer wieder werden unsere Schüsseln wieder aufgefüellt. In der Nacht frieren wir etwas, geniessen aber die Ruhe und die unter uns raschelnden Wasserbüffel.

Mit einem schon vorbereiteten Frühstueck werden wir morgens begrüsst. Kurz vor Sonnenaufgang marschieren wir wieder los, insgesamt auch an diesem Tag etwa 20 km. An diesem Tag sehen wir unglaublich viele Chilifelder, eine der Haupteinkünfte des Pa’O-stamms. Man könnte meinen, dass alle Chilis der Welt aus Myanmar stammen. Mehrheitlich Frauen und Kinder sehen wir und bewundern ihre farbigen Kleider: Waehrend die Pa’O schwarze Kleider und herrlich bunte Turbane tragen ist bei den Palau ein starkes Rosa angesagt. Einmal treffen wir auf eine Frau mit einer schlimm eiternden Wunde am grossen Zehen, die sie mit einem Bonbonpapier vor dem Dreck schützt. Wir packen unseren 1. Hilfekasten aus und geben ihr unseren Vorrat an Verbandmaterial, nachdem wir via Jimmy erklärt haben, dass sie die Wunde waschen soll.

Gegen Abend kommen wir in einem Kloster an, wo wir als erstes eine (kalte) Dusche nehmen. Geniessen dann ein weiteres Festmahl und schlafen im grossen Saal ein. In diesem Kloster hausen ca. 10 Novizen mit ihren Lehrmönchen; Abends sitzen die Kleinen alle vor dem alten (vom Generator betriebenen) Fernseher und schauen sich einen chinesischen Actionfilm an. Das Leben der Moenche…

Der wohl schönste Moment unserer ganzen Zeit in Myanmar am nächsten Morgen: Wir wachen zum Pali-gesang der kleinen Mönche kurz nach 6 Uhr auf und geniessen in aller Ruhe noch die monotonen Sprechgesänge der Kleinen. Nach einer Abschiedssegnung machen wir uns wieder auf den Weg und geniessen die letzten 5 Wanderstunden mit Jimmy. Kommen schliesslich in Indein an, einer Ortschaft am Inle Lake, von wo aus wir mit einem Kanu-ähnlichen Schnellboot über den See gefahren werden. Im See wuchert es aufgrund von zu viel Dünger (benutzt in umliegender Region) von Algen… die Fischer benutzen ihre Paddel, um auf das Wasser zu schlagen, um die Fische zu lokalisieren. Abends gönne ich mir eine “Myanmar-Massage” (Viele Druckpunkte, kein Oel) bei einer alten, zahnlosen Frau. Die Moskitos umschwirren uns, gross ausruhen kann ich nicht wirklich.

Die nächsten paar Tage verbringen wir am See (Fotos hier), gehen auf dem lokalen Markt einkaufen und machen wieder unsere eigenen Salate. Darüber hinaus suchen wir ein Internet-Café auf und verbringen ein paar Stunden mit Reiseplanung. Abends finden wir per Zufall ein kleines italienisches Restaurant, welches Holzofenpizza macht, mit hausgemachtem Teig! In der Umgebung sehen wir zudem viele Kinder ihre Drachen fliegen. Sie scheinen eine Art Spiel zu spielen (was mich an “The Kite Runner” erinnert). Wunderschön. Wir lesen viel, erledigen Administratives und gehen weitere Male zum Italiener. Gnocchi macht er auch, hausgemacht und unglaublich gut.

Nach zwei Tagen faulenzen fahren wir mit dem “Luxury VIP”-Bus Yangon. Der Bus ist bequemer als das, was wir sonst so in Myanmar erlebt haben, aber ziemlich eng. Unglücklicherweise sitzt hinter uns (über zwei Sitze verteilt, in etwa zehn Decken gehüllt) eine alte Frau, welche von zwei jüngeren Frauen versorgt wird. Alle zehn Minuten massieren sie ihre Beine mit “Tiger Balm” ein und bewegen sie wild umher in einer Art Gymnastikübung. Der Geruch von Tigerbalsam wird uns die ganze Fahrt lang begleiten. Den ganzen Nachmittag hindurch halten wir alle paar Stunden an und in der Nacht müssen wir mehrere Male aus dem Bus steigen und zu Fuss (Pass in Hand) über irgend einen Checkpoint laufen. Von einer Frau im Bus erfahren wir, dass diese Checkpoints existieren weil gewisse Minderheiten nicht aus ihrem Gebiet ausreisen dürfen. Da spürt man wieder die Militärdiktatur, die sonst so ruhig im Hintergrund “ruht”.

(Fotos von Yangon hier) Frühmorgens kommen wir in Yangon an und finden zum Glück ein Hotel welches einen dermassen frühen Check-in erlaubt, ohne dass wir für eine ganze Nacht bezahlen müssen. Das Taxi, welches uns von der Bushaltestelle zum Hotel bringt hat keine Stossdämpfer mehr, und ich spüre an meinem Hintern die kalte Luft… in der Dunkelheit hoffen wir einfach auf eine sichere Ankunft. Unser Hotelzimmer erinnert gleichzeitig an eine Schiffskajuete und an eine Gefängniszelle, ist aber billig.

In einer ersten Erkundung von Yangon besuchen wir den Haupttempel, “Sule Paya” und geniessen den Anblick der verkommenen Häuser im alten Kolonialstil. Erinnert mich irgendwie an eines von Phils Videogames. Abends kommen wir per Zufall an einem Kino vorbei und kommen spontan in den Genuss des neuen Bond Films (der leider eine Enttäuschung ist).

Am letzten Tag in Yangon setzen wir uns zum Ziel überallhin zu laufen. Es dauert etwas zwei Stunden bis wir bei der berühmten “Shwedagon” Pagoda ankommen: Eine fast hundert Meter hohe, vergoldete Pagode, welche die wichtigste Pilgerstätte für die vielen Buddhisten im Land ist. Allgemein haben wir wunderschöne Einblicke in den Theravada Buddhismus erhalten, eine mehrheitlich friedliche, positive, und vor allem tolerante und offene Religion.

Kurz vor Abreise packen wir und ich schreibe die letzten Postkarten. Insgesamt 25 Karten schreibe ich aus diesem Land: Allesamt kostet der Versand dieser 25 Karten etwa einen Dollar… ob diese wirklich ankommen nimmt mich wirklich Wunder.

Am Flughafen, einem topmodernen Gebäude aus Glas welches fast ganz leer steht muessen wir schliesslich noch je $10 bezahlen, um ausreisen zu dürfen. Das ist wohl eine Art Flughafentaxe, tut aber trotzdem weh, da wir in Myanmar durchschnittlich etwa $30 pro Tag für uns Beide brauchten. Mit Air Asia fliegen wir nach Bangkok, und kommen glücklich und zufrieden nach unseren “Burmese Days” an.

Fazit: Unsere 28 Tage in Myanmar waren definitiv die interessantesten und eindrücklichsten unserer ganzen bisherigen Reise. Das Reisen war (vor allem im Vergleich zu China) sehr unkompliziert. Die Leute begegneten uns immer mit einem Lächeln, waren sehr hilfsbereit, und scheinen sehr fokussiert auf Familie und Gemeinschaft. Es herrscht grosser Zusammenhalt. Leider leiden sie gleichzeitig unter fatal schlimmer Regierung, welche das sehr reiche Land (Myanmar gibt vieles an Bodenschätzen her und hat angeblich die beste Jade und unheimlich viel Teakholz) ausbeutet.

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2 comments

  1. hanno (hartmann,Starnberg)

    Hallo Amelia, hallo Philippe,

    heute (5.6.!!!!!) kam Eure Namaste-Karte aus Indien – geschrieben am 5.3.09 vor der Abreise nach Nepal). Ich habe mich sehr gefreut und schon ziemlich viel im blog gelesen.

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